Was zuerst: Die gute oder die schlechte Nachricht?

Michael Schmidt – Dies ist eine der klassischen Fragen in der Kommunikation und Gesprächsführung: Beginne ich mit der guten oder mit der schlechten Nachricht? Darüber streiten sich die Experten. Aus Trainersicht (zumindest der überwiegenden Mehrheit) ist die Sache klar: Beginnen Sie mit Lob, dann ist die Kritik besser zu nehmen. Stimmt das so? Darüber schaffen 3 neue Experimente an der University of California etwas mehr Klarheit.

Die amerikanischen Psychologinnen Angela Legg und Kate Sweeny führten 3 Experimente zu diesem Thema mit insgesamt 390 Probanden durch (http://psp.sagepub.com/content/40/3/279).

Im 1. Experiment wurden die Teilnehmenden in eine Sender- und eine Empfängergruppe aufgeteilt und nahmen an einem Test teil. Anschließend informierten die Psychologinnen die Empfänger, dass letztere teils gut und teils schlecht abgeschnitten hätten. Sie fragten die Empfänger, ob sie zuerst die gute oder zuerst die schlechte Nachricht hören wollten.

Die Sender, die den Empfängern die Testergebnisse vermitteln sollten, durften ebenfalls entscheiden, ob sie erst die gute oder erst die schlechte Nachricht überbringen wollten.

Die Empfänger wollten zuerst die schlechte Nachricht hören (dann kann es ja danach nur noch besser werden, so die Hoffnung). Die Sender hingegen wollten mit der positiven Nachricht beginnen, weil sie es als problematisch ansahen, mit etwas Negativem zu beginnen. So weit, so klassisch, mögen Sie jetzt denken.

Diese Tendenz lässt sich jedoch leicht verändern, wie die Psychologinnen im 2. Experiment feststellten. Dieses Mal sollten sich die Sender in die Empfänger eindenken und –fühlen. Prompt begannen viele mit der schlechten Nachricht und endeten mit dem positiven Teil.

Wie also jetzt? Klassisch mit dem positiven beginnen oder einfühlsam das Schlechte voranstellen? Nun kommt das 3. Experiment ins Spiel. Dieses prüfte die Reaktion der Empfänger auf die Reihenfolge der Nachrichtenüberbringung. Wenn die Empfänger die schlechte Nachricht zuerst bekamen, waren sie besser gelaunt und zuversichtlicher als bei der umgekehrten Reihenfolge. Allerdings fielen dadurch die Selbstzweifel, die Veränderungsbereitschaft  und auch die Hilfsbereitschaft der Empfänger geringer aus als in der Variante: Das positive zuerst, dann das negative.

Fazit: Wenn Sie den Anderen etwas schonend beibringen möchten, beginnen Sie negativ und bauen den Empfänger anschließend mit der positiven Nachricht wieder auf. Wenn Sie allerdings den Anderen zu Veränderungen motivieren möchten, dann sollten Sie mit dem Positiven beginnen und die Kritik bzw. den Veränderungswunsch nachschieben, damit die Veränderungsmotivation gestärkt wird.

Und – wie sind Ihre Erfahrungen?

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