Der wahre Schlüssel zum Erfolg – Ausdauer schlägt Talent

Ulrich Grannemann

Nicht die Herkunft, das Aussehen, die Intelligenz oder der Wille zur Macht entscheiden über den Erfolg. Es sind die Nachhaltigkeit, die Ausdauer und Geduld in unserem Handeln.

Die Ergebnisse des Marshmallow-Tests im Kindergarten der Stanford Universität Ende der 60er Jahre sind legendär. Die Kinder standen vor der Wahl, einen Marshmallow sofort oder zwei Marshmallows später (etwa eine Stunde) zu bekommen. Die Kinder, die warten konnten, zeigten sich in der Langzeitbetrachtung den Ungeduldigen in vielem überlegen. Sie verdienten später mehr Geld, hatten stabilere Beziehungen, waren gesünder und schlanker. Die Studie wurde in vielen Variationen immer wieder durchgeführt, die Ergebnisse bestätigen sich.


Ab 10.000 Stunden beginnt Perfektion

Auch Malcolm Gladwell kommt in seinem Buch „Überflieger“ zu identischen Ergebnissen. Mit Nachhaltigkeit und Geduld lässt sich Talent mehr als ausgleichen. Bei der Analyse von Ausnahme-Karrieren kommt er auf eine mittlere Zahl von 10.000 Praxisstunden, die zur Perfektion führen. Auch bei Unternehmen fand Jim Collins ("Der Weg zu den Besten") heraus, dass hinter dem scheinbar plötzlichen Erfolg jahrelange – häufig unscheinbare und leise – Vorbereitung steckte.

Ausdauer schlägt Talent
Nun sind weitere Studien veröffentlicht worden, die die Faktoren untersuchen, die für den Erfolgsfaktor Ausdauer oder Geduld verantwortlich sind. Matthias Sutter, demnächst an der Universität zu Köln, hat dazu sein Buch „Die Entdeckung der Geduld – Ausdauer schlägt Talent“ herausgebracht.

Einhalten von Versprechen
Viele der herausgefilterten Korrelationen zeigen in Richtung Vertrauen. So sind Menschen geduldiger, die die Erfahrung machen durften, dass Versprechen auch eingehalten werden. Auch die Erziehung durch Mutter und Vater und eine längere Stillzeit erhöhen die Fähigkeit des Belohnungsaufschubes. Wir können zwar nicht unsere Stillzeit wiederholen, aber wir können uns fragen, wie wir diese Erkenntnis für unser heutiges Handeln nutzen können.

Eher wenige erfolgreiche Projekte als viele unsichere
Die dynamischen Märkte verlangen von uns schnelle Reaktionen. Aber ein Übermaß an neuen Ideen und Ansätzen kann die Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft erheblich schwächen. Je unberechenbarer der Markt, umso besser und überlegter muss die Strategie sein. Auch das Methodengebäude des EFQM sagt in seinen Grundlagen:

"Alles, was nicht länger als 3 Jahre dauert, ist eine Anekdote.
"

Das EFQM-Modell misstraut den Strohfeuern, die kurzzeitig Wärme geben und am Ende aber nur einen schwarzen Fleck hinterlassen. Jedes neue Projekt kostet und bindet Zeit, Ressourcen und vor allem viel Veränderungsenergie, die dann vielleicht anderswo fehlen. Wer also ein Projekt startet, sollte sich vor dem Hintergrund des Faktors „Ausdauer“ fragen, ob er bereit ist, auch noch in drei, vier oder fünf Jahren dafür die Zeit und Ressourcen geben zu wollen und zu können.

Feedbackbögen zu klein
Diese Fragen gelten auch für den Bereich, für den die Leadion steht – für Lernen und Führen. Danach sollten Ausbildungsprogramme von vorne herein einen Feedbackbogen von drei Jahren haben und nicht mit möglichst begeisterten Teilnehmern am Ende eines Seminars oder Coachings zufrieden sein.


Mit der Erwartung „Erfolg sofort“ verhindern wir genau diesen

Auch Führungsprozesse greifen in puncto Geduld viel zu kurz. Wir müssen unseren Mitarbeitern in der Entwicklung ihrer Leistungen und ihrer Fähigkeiten viel mehr Zeit lassen. Ein Feedback an einen Mitarbeiter braucht seine Zeit, um zu wirken. Sie/er wird eben nicht sofort nicken und zustimmen.
Ein Angebot, eine neue Aufgabe zu übernehmen, braucht Zeit. Sich von Demotivationen und Konflikten zu erholen, braucht Zeit.

Sich entscheiden, worauf man seine Ausdauer richtet
Da wir aber genau von dieser Zeit immer weniger haben, müssen wir uns wohl noch genauer überlegen, auf welche Ziele wir unsere Ausdauer richten wollen. Wo sehe ich die einzelnen Mitarbeiter in drei Jahren, wo sehe ich meinen Bereich, meine Produkte und wo sehe ich mich in drei Jahren?

Sie sind interessiert an weiteren Themen rund um das Thema Führung? Wir bieten individuelle Programme für Führungskräfte und Inhouse-Programme für Unternehmen. Außerdem halten wir Vorträge rund um das Thema Führung und trainieren Trainer für das Leadion-Modell.
Veröffentlicht in Führungsrolle.

Ein Kommentar

  1. Schon Steve Madtin hat gesagt, dass Erfolg mehr mit Ausdauer als Erfolg zu tun hat. Auch Dieter Bobken hat Dutzende Tapes an Plattenfirmen gesandt, die das lange abgelehnt hatten. Aber er hat nicht aufgegeben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert